April 2019

 Dieser Monat hat für mich ein Stückchen Heimat mitgebracht: mein Vater und seine Lebenspartnerin kamen zu Besuch! Und mitgebracht haben sie mir eine Menge "Vermisstes" aus der Schweiz, nämlich einen Schoggiosterhasen und Ragusa, selbstgemachte Züpfe und Salatsauce von Grosi, diverse Kleider und Schuhe und viele Beautysachen, denn diese sind hier fast teurer als in der Schweiz.

Nachdem mein Besuch und ich in Quito das Mitad del Mundo und den Panecillo besucht, Meerschweinchen gegessen und meine Gast-Familie und meinen Arbeitsplatz besucht haben, sind wir zum Abenteuer in den Amazonas aufgebrochen!

Um mit unseren Reiseführern zu unserer Lodge zu gelangen, mussten wir zuerst auf dem grossen Fluss Rio Napo mit einem Motorboot zu einem weiteren kleineren Fluss fahren, um von dort dann mit einem Kanu zu unserer Lodge zu paddeln.

Dort angekommen war es wie im Paradies! So schön...

Jede Gruppe hatte einen persönlichen Reiseführer (Dani) und einen Führer speziell für den Amazonas (Darwin), der aus der umliegenden Region stammt. Morgenessen, Mittagessen und Abendessen wurden auf einer Terrasse mit wunderschöner Aussicht serviert. Unser Zimmer hatte einen Balkon mit Aussicht auf den Amazonas und den Fluss. Während der Führungen durch den Dschungel konnten wir viele Tiere hören und beobachten: diverse Affen und Vögel, viele Insekten, Kaimane und Piranhas. Da der Amazonas in Ecuador sehr gross ist, war es oft Glück, diese Tiere sehen zu können. Auch konnten wir eine sogenannte comunidad (Gemeinschaft) besuchen. Die Leute dort leben ähnlich wie in einem kleinen Dorf, die Kinder gehen auch hier nur ca. 6 Jahre zur «Schule». Danach helfen sie bei der Arbeit mit. Nur wenige wagen den Weg in die grossen Städte um zu studieren.

Nach der Führung wurde uns ein Teller serviert mit diversen Kleinigkeiten zum Essen, davon eine Made... entgegen unseren Erwartungen war diese knackig und lecker!

Leider gingen auch diese Tage viel zu schnell vorbei und zurück in Quito mussten wir uns bereits wieder voneinander verabschieden. Nun blicke ich aber auf die wahrscheinlich schönsten Ferien bisher zurück! "Danke Papi und Eveline, dass ihr mir diese ermöglicht habt"

«Zuhause» angekommen musste das Heimweh bekämpft werden. Das beste Mittel dagegen ist, sich mit Freunden zu treffen und zu reisen. Also auf nach Riobamba zum Vulkanberg Chimborazo (6267 m ü. M.) und dann weiter nach Alausi mit dem Zug zum Hügel Nariz del Diablo. Zusammen mit Marion, einer Volontärin auch aus der Schweiz, bin ich am Morgen rund 5 Stunden mit dem Bus von Quito nach Riobamba gereist.

Diese Reise war super cool jedoch auch etwas stressig…

Am ersten Tag wollten wir von unserem Hostel aus zum Nariz del Diablo mit dem Zug. Marion hatte ein paar Tage vorher 2 Sitze reserviert. Nur hat das irgendwie nicht richtig geklappt. Wir waren uns also nicht sicher, ob wir gehen können oder nicht. Bis die Bahngesellschaft endlich Auskunft geben konnte, waren wir bereits etwas knapp dran. Schlussendlich mussten wir dann von Riobamba nach Alausi ein Taxi für ca 35 $ nehmen. Wenigstens hat es mit unseren Tickets dann doch noch geklappt und die Zugfahrt konnte losgehen!

Man sagt, dass dies die gefährlichste Zugstrecke der Welt ist. Der berühmte Hügel heisst deshalb auch Nariz del Diablo, weil dort bei den Bauarbeiten so viele Menschen in den Tod gestürzt sind. Der Zug war schon etwas älter und aus Holz. Jedoch sehr gemütlich und die Landschaft atemberaubend schön.

Am zweiten Tag sind wir mit dem Bus zum Chimborazo gefahren. Von dort aus kann man für 20 $ auf dem Heck eines Camionetas (Autotruck) bis zum ersten Refugio und später wieder zurückfahren. Ab dort sind wir bis zum 2. Refugio und der Lagune auf 5100 m ü. M. gelaufen. Wegen der Höhe und der dünnen Luft war dieser lange Weg teilweise mühsam. Es hatte einige Einheimische auf dem Weg nach oben. Jedoch mussten viele abbrechen oder konnten wegen der starken Kopfschmerzen nicht mehr weitergehen. Oben angekommen war es die ganze Anstrengung aber wert.

Auf dieser Höhe war es ziemlich kalt und schneebedeckt. Wenn die Wolken sich ab und zu verzogen, konnte man den ganzen Berg in seiner vollen Pracht sehen. Es gab auch viele Bergsteiger, die den Vulkan bis ganz nach oben bezwangen.

Wieder ganz unten angekommen, warteten wir auf den Bus um zurück nach Riobamba zu kommen, da wir unsere Bustickets nach Quito schon am Morgen gekauft hatten. Wie es so ist in Ecuador, haben wir über eine Stunde am Strassenrand gewartet – vergeblich. Später hat uns dann ein Camioneta für 10 $ mitgenommen. Nun hatten wir aber unseren Bus zurück nach Quito verpasst und da wieder ein Feiertag-Wochenende war, waren natürlich nun alle Tickets ausverkauft. Alles halb so schlimm.... wenn man Geld für eine weitere Nacht hat. Aber wir hatten keine Kreditkarten dabei und nur Bargeld mitgebracht. Nach weiteren 3 Stunden am Busbahnhof hat man uns gesagt, dass nun zusätzliche Busse nach Quito fahren würden. Mit unserem letzten zusammengekratzten Geld und total erschöpft sind wir dann die 5-stündige Heimreise angetreten um am nächsten Tag wieder arbeiten zu gehen.

Zum Schluss noch ein kleiner Beitrag zu meinem Projekt Hogar de Paz:

Die bisherige Präsidentin der Organisation Patronato San José, Maria Fernanda Pacheco, hat ihr Amt abgegeben. Deshalb wurde in fast jedem Projekt eine kleine Verabschiedung zelebriert. In meinem Projekt erschienen die bisherige Präsidentin und einige Mitglieder der Organisation mit dem Fernsehen und diversen Fotografen. Maria Fernanda Pacheco hat sehr viel für das Patronato San José geleistet und war beliebt bei den Menschen hier. Am Ende wurden den Kindern diverse Bücher geschenkt und ein riesiges Programm an Theater und Tanz vorgeführt.

Ich habe mich mittlerweile gut an die Arbeit und die Kinder gewöhnt. Und auch sie kennen mich nun schon gut. Immer wieder streiten sie sich um meinen Schoss, wollen kuscheln, zeigen mir ihre Zeichnungen oder fragen nach Hilfe bei den Hausaufgaben.