Februar 2019

Job kündigen, Wohnung untervermieten, Auto verkaufen, Packen und ach ja das Visum… 

Mein Visum habe ich nach einigen Nervenzusammenbrüchen, einen Tag vor meinem Abflug, erhalten. Und dann hiess es schon: Abschied nehmen!

Einige Tränen später, jedoch voller Vorfreude, bin ich in Quito – Ecuador gelandet.

Dort wurde ich am Flughafen herzlich empfangen. Von wem weiss ich bis heute noch nicht genau… 

Müde und doch etwas überfordert wurde ich zu meiner Gastfamilie gebracht, in der ich für die nächsten 7 Monate leben werde. Zur Familie gehören: der Gastvater Armando, die Mutter Patricia, der Bruder Antonio und die Schwester Djila (die eine Woche später zu ihrem 6-monatigen Einsatz nach London geht). Ausserdem: der Hund Coco und die Katze Cobe. Die Familie spricht hauptsächlich Spanisch, ein wenig Englisch und ein wenig Französisch.

Ich fühlte mich gleich von Anfang an sehr willkommen und herzlich aufgenommen. Die Familie wohnt nördlich in Quito in einem kleinen Haus. Es sind ca. 12 kleine Häuser auf einem Grundstück, ein sogenanntes Junto, welches von Betonwänden eingezäunt ist und wo am Eingangstor ein Security steht. Vor jedem Haus hat es viele schöne Blumen und Sträucher, und für die Kinder ein Spielplatz.

Verlässt man das Grundstück um z.B. in der Nachbarschaft einkaufen zu gehen oder den Bus zu nehmen um weiter in die Stadt zu kommen, sieht man jedoch auch ganz andere Häuser oder Wohnsituationen. 

Die Landschaft hier ist jedoch wunderschön. Ecuador besitzt eine Wahnsinns Natur! An meinen freien Wochenenden bin ich bereits mit anderen Volunteers oder der Familie wenig ausserhalb von Quito an wunderschöne Orte gereist. (Mindo, Gualea) 

Nun zu meinem ersten Kulturschock: dem Bus fahren!

In meinem Quartier stehst du einfach an den Strassenrand und wartest bis ein Bus kommt (kann auch mal 30 Minuten dauern). Die Busse sind nur vorne mit den wichtigsten Zielen angeschrieben, es gibt keinen Fahrplan. Wenn dann ein Bus da ist, zahlst du beim Betreten 25 Cent, egal wie lange du mit dem Bus fährst. Wichtig ist, dass du dich gut festhältst. Die Busse fahren ziemlich schnell über den unebenen Boden und halten teilweise zügig, wenn jemand aus- oder einsteigen will. Wo du aussteigen willst, musst du selbst wissen, denn es gibt nur wenige offizielle Haltestellen.

Trotzdem nutzen die meisten Menschen hier die Busse, da oft viel Verkehr ist und Auto fahren hier gefährlich sein kann. Wenn es jedoch dunkel wird oder ich mal wieder mehr als eine halbe Stunde auf den Bus warte, nehme ich ein Uber. Diese sind hier ein super Angebot (obwohl illegal). Auch sind viele Taxis unterwegs, bei denen du aber mehr aufpassen musst. So hatte ich anfangs ziemlich Mühe, mich zurecht zu finden.

Allgemein ist in Quito die Kriminalität ziemlich hoch. In der ersten Woche habe ich bereits von diversen Überfällen und gleich 2 Morden in meiner Nähe gehört.

Wenn es dunkel wird, solltest du nicht alleine unterwegs sein oder dich in verlassenen Strassen aufhalten. Dein Handy oder andere Wertsachen trägt man am besten unter der Hose. Denn vor allem in den Bussen wird ausgeraubt. Abschrecken lassen darfst du dich aber trotzdem nicht, die meisten Menschen hier sind sehr freundlich und hilfsbereit. Und im vergangenen Monat ist mir (zum Glück) nichts passiert. 

Zurück zu meinem Hauptgrund für meinen Aufenthalt hier: meinen Sozialeinsatz verbringe ich im Projekt «Hogar de Paz» was übersetzt Heimat des Friedens heisst. Ich arbeite dort von Montag bis Freitag ca. 6,5 Stunden am Tag.

Dieses Projekt ist für Kinder bis 15 Jahre, deren Eltern auf der Strasse arbeiten, eingerichtet. Denn die Kinder sollen nicht mithelfen bei der Arbeit der Eltern, deshalb können sie während der schulfreien Zeit zu uns kommen. Morgens kommen meist ca. 15 Kinder und Jugendliche, welche nachmittags Schule haben. Mittags kommen dann rund 150 Kinder, die morgens Schule hatten. Die Kinder bekommen am Morgen ein Znüni (Chips oder Joghurtdrinks), ein Mittagessen (meist Reis, Fleisch, Salat) und ein Zvieri (Frucht oder Süssigkeiten).

Die Kinder werden von Lehrpersonen betreut. Meine Aufgabe ist es, den Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen, die Mahlzeiten zu verteilen, mit ihnen zu spielen, zu singen, zu tanzen und zu basteln. Die Kinder sind, trotz teilweise schlimmer Zustände Zuhause, sehr aufgestellt und offen. Sie lieben es, nach dem Mittagessen in der grossen Halle zu spielen – das Zähne putzen davor weniger. Viele von ihnen haben nur wenig Geld und wenig zu essen. Einige Kinder bekommen nur das Essen, das wir ihnen geben. Für ein Morgen- oder Abendessen hat die Familie kein Geld. In meinem Projekt haben wir nur wenige Kinder die auf der Strasse leben, dafür gibt es ein anderes Projekt in der Nähe für die Kinder, die kein Zuhause haben. 

Einige Schicksale sind ziemlich schlimm für mich. Auch tragen einige Kinder oft nur kaputte, schmutzige Kleider. Die Zähne sind teilweise braun oder gar nicht mehr vorhanden, da die Kinder Zuhause nicht lernen diese zu putzen. Die Lehrpersonen sind sehr bemüht und kümmern sich gut um die Kinder. Immer wieder haben sie Gespräche mit den Eltern wegen der Wohnsituation, dem Essen oder der Schule.

Für mich ist es schön zu sehen, wie viel Liebe die Kinder brauchen und auch geben.