März 2019

Kalte Tage und noch kältere Nächte in Quito. So habe ich den Monat März in Erinnerung. Das Wetter in Quito kann teilweise pro Tag alle 4 Jahreszeiten beinhalten. Oft habe ich entweder zu viel oder zu wenig Kleidung dabei… Am Morgen, wenn du das Haus verlässt, kann der Himmel blau und die Sonne warm bis ca. 23 Grad sein. 2 Stunden später regnet es in Strömen und ich friere bei kalten 10 Grad. Die sogenannte Zwiebelschicht bei der Kleiderwahl erfüllt hier voll und ganz ihren Zweck. Deshalb wird es diesen Monat Zeit die warme Seite von Ecuador, den Strand, kennenzulernen.

Langsam gewöhne ich mich hier an alles und durch die Kinder in meinem Projekt, aber auch die Uber- und Taxifahrten wird mein Spanisch immer besser!

Mit den Volunteers aus Quito treffe ich mich regelmässig um neue Bars, Restaurants oder gemütliche Ecken in Quito ausfindig zu machen. Auch die Volunteers von weiter weg kommen manchmal nach Quito. Spannend ist dann, welche Länder zusammenkommen und was jeder so erlebt.

Mein Projekt Hogar de Paz (Haus des Friedens) ist von der Organisation Patronato San Jose, die von der grossen Organisation Quito Alcalde unterstützt wird. Unser Projekt ist eines von vielen Guagua Centros (Kinder Center) hier. Die Leiterin meines Projekts führt 2 Häuser gleichzeitig: das Hogar de Paz und das Casa de las ninez. Ich hatte die Möglichkeit auch im Casa de las ninez, das nur ein paar Gehminuten von meinem Projekt entfernt ist, einen Besuch abzustatten. Jedoch sind dort vor allem Kinder, die noch schlechtere Familien- und Wohnsituationen haben als unsere. Auch dort haben die Kinder jeweils volles Programm: neben Mahlzeiten, Hausaufgaben und spielen haben die Kinder ein grosses Angebot an Kunst und Sport. Der Sportlehrer ist übrigens ein sehr guter Freund von mir und mein Salsa- und Bachata- Tanzlehrer!

Auch in diesem Monat reise ich an meinen freien Tagen viel umher. In Ecuador ist es übrigens normal jeden Feiertag, auch die an den Wochenenden, auf einen Montag oder Freitag zu verschieben.

Deshalb hat man an einem verlängerten Wochenende gut Zeit, auch mal etwas weiter zu reisen. In diesem Monat finden hier die Wahlen statt. Für jeden Einwohner ab 18 Jahren ist das Wählen obligatorisch. Dafür wird von Freitag bis Sonntag auch jeglicher Alkoholkauf oder -konsum verboten. Vor der jeweiligen Stimmabgabe wird bei jedem ein Alkoholtest durchgeführt. Dazu muss jeder in seine Heimatstadt reisen um seine Stimme abzugeben. Eine Arbeitskollegin aus meinem Projekt musste dazu nach Porto Viejo – Manta, das am Meer liegt. Sie hat mich und eine andere Volontärin aus Italien gefragt, ob wir gerne mit ihr reisen möchten. Wir konnten kostenlos bei ihrer Familie wohnen.

Nach der 9 Stündigen Busfahrt durch die Nacht sind wir in Porto Viejo angekommen und direkt zu der ersten Familie gegangen. Diese lebt in einer kleinen Nachbarschaft in einem kleinen Haus. Die Fenster im Haus haben kein Glas, da es hier immer heiss ist. Zum Frühstück gab es dann Ceviche (kalte Fischsuppe), Empanadas (gefüllte Teigtaschen) und Chifles (Bananen Chips).

Danach fuhren wir mit einer Tante und deren Kind an den Strand in Manta. Es war leicht bewölkt und es ging ein kleiner Wind. Trotzdem brennt in Ecuador die Sonne senkrecht auf uns. Und trotz Sonnencreme 50+ hatte ich nach diesem Tag einen krassen Sonnenbrand... ups.

Am Abend fuhren wir drei dann mit dem Bus ca. 2h weiter in ein kleines Dorf ausserhalb. Dort wohnt die restliche Familie. Ich glaube dort hatte ich meinen 2. Kulturschock!

Wir kamen in ein Haus wo ich dachte wir seien in Afrika im Busch angekommen. Es gab keinen Handy-Empfang und bis auf einen kleinen Fernseher keine weiteren Geräte mit Strom. Im Wohnzimmer sassen um die 15 Personen aus der Familie, dem Bekanntenkreis oder einfach aus der Nachbarschaft. Sie allen waren sehr interessiert an uns, denn wie sie uns später sagten, haben sie noch nie Europäer gesehen. Auch das wir mit dem Flugzeug hierher kamen war für Sie unglaublich. Flugzeuge kannten sie nur aus ihrem kleinen Fernseher.

Müde und erschöpft sind wir in einen Nebenraum gegangen, abgetrennt durch ein Tuch, um in einem Bett um zu schlafen. Doch auch da kamen immer wieder Kinder und Teenager um uns anzusehen… Die Familie von ca. 10 Personen hat im oberen Stock des Hauses geschlafen, wo nur eine etwa 1 Meter hohe Wand und ein Blechdach vorhanden waren. Sie schlafen zu 2 in einem Bett oder in der Hängematte. Am nächsten Morgen war die ganze Familie schon früh ausgestanden um zu arbeiten. Die Kinder gehen hier etwa 6 Jahre zur Schule, anschliessend helfen sie bei der Familie mit. Nur wenige gehen in die nächst grösseren Städte um weiter zur Schule zu gehen. Die Familie hat hinter dem Haus eine riesen Fläche mit allerlei Angepflanztem. Einer der 15-Jährigen Söhne hat mich durch die ganze Plantage geführt. Zuerst Bananenbäume und Cacao-Pflanzen. Dann nach 15 Min ein Fluss mit einer Brücke, dahinter Limonen-Bäume. Nach weiteren 20 Minuten ohne Schuhe durch den Matsch, kamen wir zu einem Bambuswald mit Erdnuss-Pflanzen. Die Familie verdient damit ihr Geld. Als wir ihnen erklärten, dass wir Bananen-Bäume, Cacao-Pflanzen oder all die exotischen Früchte in Europa nicht hätten, waren sie erstaunt. Der Vater der Familie hat uns auch gefragt, ob wir in Europa Quechua sprechen (alter Dialekt in Teilen von Südamerika).

Für mich waren diese Tage wie eine andere Welt. Jedoch sehr interessant und inspirierend, wie und mit welcher Zufriedenheit diese Menschen leben.